Das Stativ ist ein zentrales Zubehör in der Panoramafotografie. Die meisten VR-Panoramen werden mit einem Stativ fotografiert, da der Drehpunkt (sog. »No-Parallax-Point«) ganz genau definiert sein muss, um dem Stitch-Programm beste Ausgangsbilder zu liefern und die Retuschearbeit gering zu halten. Das Stativ trägt den VR-Panoramakopf (manche nennen ihn auch etwas ungenau »Nodalpunktadapter«), der im nächsten Kapitel beschrieben wird.
Es gibt Fälle, in denen man auch auf ein Stativ mit VR-Kopf verzichten kann. Besonders wenn das Fotografieren möglichst unauffällig und schnell geschehen soll, kann ein Stativ stören, da man sofort als Fotograf erkannt wird. Im Kölner Dom z.B. gibt es ein Stativ-Verbot für den normalen Besucher ohne Sondergenehmigung. In diesem Fall wird es allerdings schwierig, da man mit langen Belichtungszeiten zu tun hat und ein Stativ genau dafür geschaffen ist. Das Freihand-Fotografieren ist am leichtesten mit einem zirkularen Fisheye durchzuführen, da hier die Anzahl der Einzelaufnahmen besonders klein ist.
Im Allgemeinen rate ich dazu, mit einem Stativ zu arbeiten, vor allem wenn genug Zeit vorhanden und höchste Anforderung an die Qualität Voraussetzung ist. Die Retuschearbeit für Aufnahmen ohne Stativ ist unter Umständen enorm.
Einbeinstativ
Das Einbeinstativ ist der ideale Reisebegleiter für den VR-Panoramafotografen und kommt daher immer dann zum Einsatz, wenn das Equipment leicht und klein sein muss oder die Stellfläche sehr begrenzt ist. Einbeinstative sind besonders schnell einsatzbereit und bei Events in großen Menschenmengen gerne im Gebrauch.Der Stativhersteller Manfrotto bietet z.B. ein nur 0,59 kg wiegendes, professionelles Carbon-Einbeinstativ an, das mir zum Testen freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde. Das 694CX hat eine ausgezogene Länge von 165 cm, die für viele Anwendungsbereiche ausreichend ist. Das Manfrotto 694CX besitzt ein Doppelkameragewinde mit einem Federmechanismus, so dass alle gängigen Köpfe und Kameras mit 1/4-Zoll- oder 3/8-Zoll-Gewinde montiert werden können.
Man kann das Einbeinstativ mit VR-Kopf und Kamera auch mal in die Höhe (z.B. auf eine Mauer) halten oder über einen Abgrund legen. Dabei sollte das Stativ aber gut aufliegen und alles sicher arretiert sein. Ein Fernauslöser ist dann auch notwendig.
Ein weiterer Vorteil der »Monopods« ist die kleine Stellfläche, die sich bildmäßig nur minimal beim senkrecht nach unten fotografierten Nadir-Shot bemerkbar macht. Die nach unten ausladenden Dreibeinstative hat man bei der sphärischen Panoramafotografie immer sehr deutlich im Bild. Sie müssen dann meist wegretuschiert werden.
Es empfiehlt sich, zur Nivellierung der Kamera eine kleine Wasserwaage auf den Kamerablitzschuh zu setzen. Die modernen Stitch-Programme gleichen die Neigungswinkel bei der Aufnahme wieder aus (Mehraufwand). Die Kamera muss auch auf dem Einbeinstativ im No-Parallax-Point gedreht werden. Für die Architekturfotografie ziehe ich auf jeden Fall das Dreibeinstativ vor.
Dreibeinstativ
Das Dreibeinstativ ist der Klassiker und kommt in der VR-Fotografie am häufigsten zum Einsatz. Beim Drehen der Kamera während der 360°-Aufnahmesequenz darf sich das Stativ nicht bewegen. Es bedarf also einer guten Standfestigkeit, die mit drei ausgezogenen Beinen grundsätzlich gegeben ist. Schwere Stative sind hier bei der Aufnahme im Vorteil. Man kann allerdings auch die leichten Carbonstative mit einem Gewicht beschweren. Die Manfrotto-Stative haben dafür eine Öse in der Höhe des Mittelsäulekanals vorgesehen.
Eine Besonderheit des Manfrotto 055CXPRO 4-Carbonstativs, das ich seit 2008 immer noch gerne einsetze, ist die um 90° umlegbare Mittelsäule. Einmal umgelegt, lässt sich die Säule um 360° drehen. Mit dieser Vorrichtung kann man z.B. einen finalen Nadir-Shot fotografieren (nachdem man das Stativ etwas zur Seite gestellt hat). Oder man wagt es, die Kamera über einen Abgrund zu halten, z.B. um ein schwindelerregendes Panorama über das Geländer eines Aussichtspunkts zu erstellen.
Man kann dieses universelle, nur 1,67 kg schwere Stativ mit seinen vier Beinsegmenten auch in vier verschiedenen Winkeln spreizen. Arbeitshöhen von 11 bis 168 cm sind damit möglich.
Die eingebaute Wasserwaage ist auch recht nützlich, falls sie nicht von der aufgeschraubten Nivelliereinheit verdeckt wird.
Gerade für die Erstellung virtueller Rundgänge, bei denen in kurzer Zeit viele unterschiedliche Standpunkte vor Ort fotografiert werden sollen und das Equipment hin- und hergetragen wird, ist das geringe Gewicht eines Carbonstativs sehr vorteilhaft.
Wasserwaage und Nivelliereinheit
Die Nivellierung von Kamera, VR-Kopf und Stativ nimmt einen nicht geringen Teil der Zeit beim Aufbau der Gerätschaft ein. Eine Wasserwaage auf dem Blitzschuh, im Stativ, auf dem VR-Kopf und auf der Nivellierplatte helfen dabei, die VR-Einheit in der Waage auszurichten. Nur so wird der Horizont gerade. Das Stitch-Programm kann zwar auch mit den Fotos von schlecht ausgerichteten Stativen umgehen (falls senkrechte und horizontale Linien im Bild vorhanden sind), man kann sich diesen Arbeitsschritt aber im Vorfeld sparen. Auch einblendbare Gitternetzlinien im Sucherbild helfen bei der korrekten Ausrichtung der Kamera.
Falls das Stativ schon eine eingebaute Nivelliereinrichtung vorweist, z.B. mittels einer Halbkugel/-schale, kann man auch auf die Nivellierplatte verzichten.