Licht

Die meisten 360°-Panoramaaufnahmen werden mit vorhandenem Licht (»Available Light«), also Tageslicht draußen bzw. vorhandenem Kunstlicht drinnen fotografiert. Die Helligkeitsunterschiede sind damit von Bild zu Bild kontinuierlich und das Stitch-Programm kann sauber arbeiten. Typische Blitzlichtaufnahmen sind für die segmentelle VR-Panoramafotografie nicht geeignet, da der große Bildwinkel nicht gleichmäßig ausgeleuchtet werden kann und sich die Blitzlichtrichtung und die resultierenden Schatten von Bild zu Bild ändern würden. Moderates Blitzlicht würde sich für die punktuelle Aufhellung in zentralen Bildbereichen eignen. Die zu stitchenden Randbereiche zweier benachbarter Bilder sollten nicht mit Blitz ausgeleuchtet werden.

Wenn Innenräume mit Fenster fotografiert werden sollen, eignet sich diffuses Himmelslicht oder auch ein grauer, verhangener Tag für die gleichmäßige Ausleuchtung der 360°-Szene. Dann sind die Helligkeitsunterschiede zum vorhandenen Licht drinnen nicht zu groß und es können noch Details im Fenster erkannt werden. An einem hellen Tag würde sich in einem solchen Fall ein HDR-Panorama mit einer Belichtungsreihe anbieten.

Virtuelle Rundgänge profitieren zumeist auch von dem natürlichen vorhandenen Licht. Die Auftraggeber verlangen oft eine sehr realitätsnahe Abbildung der Räume mit ihren Lichtstimmungen. Vor Ort sollte man daran denken, die vorhandenen, künstlichen Lichtquellen ebenfalls alle anzuschalten, um möglichst viel Licht zu haben und um die typische Lichtstimmung einzufangen.

Bei Außenaufnahmen ist der Panoramafotograf sehr von den herrschenden Witterungsverhältnissen abhängig. Einfach zu handhaben ist diffuses Himmelslicht: Alle Winkel sind dann gleichmäßig ausgeleuchtet und Schatten eher nicht zu sehen oder sehr weich umrandet. Das kann natürlich auch langweilig wirken, je nach Motiv und Aufnahmeort.

Direktes Sonnenlicht und Gegenlicht sind mittlerweile beim Stitchen auch kein Problem mehr. Wenn das Motiv und die Szene pralle Sonne verlangen, also maximale Helligkeit erwünscht ist, kann hier bedenkenlos auch im 360°-Winkel fotografiert werden. Von Bild zu Bild darf die Belichtungszeit in kleinen Schritten verändert werden, um die extremen Helligkeitsunterschiede auszugleichen.

Wenn die Sonne scheint, ist der Fotografenschatten in aller Regel auch im Kugelpanorama abgebildet. Hier hilft entweder die Retusche mit genügend alternativen Fotos ohne diesen Schatten oder die Positionierung des Aufnahmestandpunkts in einen Schattenbereich der Szene. Ein drahtloser Fernauslöser hilft auch, wenn es darum geht, den eigenen Schatten aus dem Bild zu halten. Wer möchte, kann seinen Schatten und den des Stativs natürlich auch im Kugelbild belassen, das ist letztlich Geschmackssache.

Gerne fotografiere ich Panoramen bei tief stehender Sonne, die Lichtstimmung ist hier warm und angenehm. Die langen Schatten können gegebenenfalls auch zur Bildgestaltung beitragen.

Die Blaue Stunde hat natürlich auch in der Panoramafotografie ihren ganz besonderen visuellen Reiz. Der dunkelblaue bis violette, zuweilen auch orangefarbene Himmel mit ein paar dunklen Wolken am Horizont in Verbindung mit allerlei Kunstlicht im Vordergrund ruft interessante Lichtstimmungen unterschiedlichster Farbtemperaturen hervor, die gerne z.B. bei Städtepanoramen eingesetzt werden. Das HDR-Verfahren ist hier wieder ein gutes Verfahren, um die Helligkeitsunterschiede dem Kontrastempfinden des menschlichen Sehens anzugleichen.

Direktes Licht hat meistens zur Folge, dass sich Sonnen- oder Lichtreflexe auf der Aufnahme abbilden. Diese können in der Nachbearbeitung heraus-retuschiert werden, wenn man beim Fotografieren wie folgt vorgeht: Zuerst fotografiert man die Lichtquelle normal. Dann wird die gleiche Aufnahme wiederholt, aber jetzt wird mit dem Daumen oder Finger die Lichtquelle vor der Linse abgeschattet. Legt man beide Fotos in Photoshop als Ebenen übereinander, kann das Reflexbild mit den reflexlosen Partien des zweiten Fotos »repariert« werden.