Kameraeinstellungen

Die Einstellungen an der Kamera sollten weitestgehend manuell erfolgen. Automatikfunktionen hätten zur Folge, dass jedes Einzelbild aus der Reihe individuell korrigiert würde. Diese korrigierten Einzelbilder mit großen Entfernungs-, Helligkeits- und Farbunterschieden innerhalb einer 360°-Szene könnten dann später in der Bildbearbeitung nicht mehr nahtlos zusammengefügt werden.

Das Dateiformat sollte RAW (unkomprimiertes Rohdatenformat, ohne ka-merainterne Bearbeitung) sein, damit die bestmögliche Qualität erreicht wird und z.B. Anpassungen in der Farbtemperatur nachträglich noch ohne Ver-luste möglich sind. Die ISO-Einstellung sollte in der Regel auf einem niedrigen Wert stehen, damit das Bildrauschen möglichst gering ist.

Mit einer Checkliste gehen Sie vor der Panoramaaufnahme auf Nummer sicher. Wenn Ihnen die nötige Praxis noch fehlen sollte, notieren Sie darin einfach alle Schritte, die es bei den Kameraeinstellungen in der VR-Panoramafotografie zu beachten gilt:

• Dateiqualität RAW
• Empfindlichkeit
• Schärfe
• Belichtungszeit
• Blende
• Farbtemperatur
• Bracketing bei HDR
• Drehen im NPP
• Nivellierung Stativ und Kopf
• Anzahl der Einzelbilder bei gegebener Brennweite
• usw.

Blende

Die Einstellung der Blende am Objektiv bestimmt zum einen die Lichtmenge, die auf den Sensor trifft und zum anderen auch die Schärfentiefe. Kleine Blendenzahlen erzeugen eine geringere Schärfentiefe als große Blendenzahlen (große Blendenzahl = kleine Blende). Normalerweise ist für die VR-Panoramafotografie eine große Schärfentiefe erwünscht, vor allem natürlich, wenn sich Objekte nah am Aufnahmestandpunkt befinden. Fisheye-Objektive haben auch bei offener Blende schon einen beachtlichen Schärfentiefebereich. Das DX-Nikkor mit 10,5 mm Brennweite z.B. bildet bei offener Blende 2.8 einen Bereich von 1,88 m bis Unendlich scharf ab. Bei welcher Blende auch die beste Bildqualität mit einem vorhandenen Fisheye-Objektiv gegeben ist, muss letztlich individuell getestet werden. Je weiter sich die Blende ab einem mittleren Blendenwert (Blende 8) schließt, umso mehr treten auch Beugungsunschärfen aufgrund der kleinen Öffnung zutage. Mit der allseits beliebten Blende 8 und meinem Nikkor 10,5-mm Full-Frame-Fisheye erzielte ich bis jetzt immer gute Resultate.

Bei mehrreihigen Panoramen, die auch eine Kameraneigung nach unten aufweisen, sollte man eher etwas mehr als üblich abblenden, damit die na-hen Bodenbereiche noch scharf abgebildet werden.

Belichtungszeit

Da die Blende wegen der für das Stitchen geforderten konstanten Schärfentiefe auch konstant bleibt, steht dem Fotografen zur Belichtungsregelung nur noch die Belichtungszeit als Stellgröße zur Verfügung. Sie bleibt in der Regel ebenso konstant wie die anderen Kameraeinstellungen.

Da ohnehin mit Stativ fotografiert wird, sind lange Belichtungszeiten bei schlechten Lichtverhältnissen kein Problem. Hierbei sollte man mit Fern-auslöser oder Selbstauslöser arbeiten, damit kein Verwackeln durch das manuelle Auslösen auftritt.

Kurze Belichtungszeiten haben generell den Vorteil, dass man schnell die 360°-Rundumsicht »im Kasten« hat. Man kann hier selbstverständlich auch direkt mit dem Finger auslösen.

Sind starke Helligkeitsunterschiede in der Szene vorhanden, kann man sich mit moderaten Anpassungen in der Belichtungszeit behelfen, die aber von Bild zu Bild nur in kleinen Schritten vorgenommen werden dürfen (z.B. eine 1/3 bis 1/2 Blende Unterschied).

In der Praxis messe ich die Belichtung meistens mit dem Rücken zur Sonne, stelle sie korrekt ein und korrigiere gegebenenfalls noch etwas in der RAW-Nachbearbeitung. Wenn Zeit genug vorhanden ist, sollte man allerdings die leichte Anpassung der Belichtung bereits bei der Aufnahme machen.
Das Exposure-Bracketing für HDR-Panoramen funktioniert ebenfalls mit einer variierten Belichtungszeit und konstanter Blende. Die Zeitschritte können ruhig einen vollen Belichtungswert betragen, wenn im RAW-Format fotografiert wird.

Schärfe

Die Schärfeeinstellung bei der segmentellen VR-Panoramafotografie bleibt, einmal manuell eingestellt, von Bild zu Bild konstant. Bei den viel verwendeten Fisheye-Objektiven liegt man meist richtig, wenn die Entfernung auf Unendlich steht. Der Schärfentiefebereich ist bei diesen Objektiven extrem groß, so dass sich in der Unendlich-Einstellung und etwas abgeblendet eine optimale Schärfe von nah bis fern ergibt. Der Schärfentiefebereich kann mit der hyperfokalen Entfernungseinstellung nochmals ausgeweitet werden. Bei gegebener Blende stellt man dazu den Entfernungsring mit dem Unendlich-Symbol nicht in die Mitte, sondern etwas nach rechts auf die entsprechende Blendenmarkierung (falls vorhanden).

Würde man mit Autofokus fotografieren und hätte in einem Bildsegment kameranahe und im nächsten kameraferne Objekte, so gäbe es im Überlap-pungsbereich ungleiche Bildinformationen, die nicht gestitcht werden könnten.

Hier können Sie die hyperfokale Entfernungseinstellung mit den unterschiedlichsten Parametern im Internet errechnen lassen: www.dofmaster.com/dofjs.html

Hyperfokale Entfernungseinstellung bei dem 8-mm-Fisheye von SIGMA
Hyperfokale Entfernungseinstellung bei dem 8-mm-Fisheye von SIGMA: Ausnutzung des vorderen und hinteren Schärfentiefebereichs. Bei Blende 8 reicht in dieser Einstellung die Schärfe von ca. 0,23 m bis Unendlich.

Weißabgleich

Um lokale Farbstiche innerhalb eines 360°-Panoramas zu vermeiden, soll-ten alle Einzelbilder vor dem Stitchen die gleiche Farbtemperatur aufweisen. Sie können die vor Ort herrschende Farbtemperatur einmal mit einer Standard-Graukarte messen, in der Kamera einstellen und alle Einzelaufnahmen mit dieser Farbtemperatureinstellung – bei ausgeschalteter Automatik – vornehmen. Wenn die automatische Farbtemperatureinstellung bei den Aufnahmen gewählt und mit RAW fotografiert wurde, kann man im RAW-Nachbearbeitungsprozess die Farbtemperatur für alle Fotos gleich einstellen.

Nivellierung

Bei der Fotografie für die Erstellung sphärischer Panoramen ist die Nivellierung nur zweitrangig. Der schiefe Horizont kann später in der Stitching-Software nivelliert werden. Sollen hingegen zylindrische Panoramen aus den Einzelbildern zusammengebaut werden oder möchte man gut ausgerichtete Einzelbilder für die Kugelpanoramen erstellen, so spielt die Nivellierung des gesamten Aufnahmesystems schon eine Rolle.

Die folgende Anleitung zeigt die einzelnen Schritte bei der Nivellierung des Stativ-Kamera-Systems am Aufnahmeort:

  1. Das Dreibeinstativ in der Waage ausrichten. Beachten Sie die eingebaute Stativ-Libelle oder die aufsteckbare Doppel-Libelle für den Blitzschuh. Das Stativ auf festen Grund stellen und die Mittelsäule sowie die Stativbeine fest arretieren.
  2. Die Nivellierplatte mit eingebauter Libelle ausrichten.
  3. Der VR-Panoramakopf muss in der Waage sein. Oft ist hier auch noch eine Libelle zur Kontrolle eingebaut. Drehen Sie den Kopf horizontal und beobachten Sie die Luftblase. Beim Drehen sind kleine Abweichungen der Luftblase aus dem Zentrum üblich und können vernachlässigt werden.
  4. Der Schwenkarm an VR-Köpfen, die für die Produktion mehrreihiger Panoramen konzipiert sind, muss horizontal sein (0°-Stellung).
  5. Die auf den Blitzschuh aufsteckbare Doppel-Libelle zeigt an, ob die Ka-mera gerade auf dem VR-Panoramakopf aufgesetzt ist. Die Horizontlinie (falls sichtbar) muss durch die Suchermitte laufen.

Ist das Aufnahmesystem bei zylindrischen Panoramen nicht in der Waage, kommt es zu schiefen Horizonten und damit zu einem Verlust an vertikaler Auflösung.