»Fischaugen-Objektive«, auch bekannt unter der englischen Bezeichnung »Fisheye«, sind die am häufigsten eingesetzten Objektive für die Produktion interaktiver VR-Panoramen und virtueller Rundgänge. Sie sind Spezialobjektive, ursprünglich für wissenschaftliche Zwecke (Meteorologie, Astronomie) konzipiert und in der herkömmlichen Fotografie eher selten eingesetzt. Durch die besondere Bauart sind Bildwinkel bis zu 220° möglich, 180° ist der Standard. Der sehr große Bildwinkel ermöglicht dem Panoramafotografen, mit sehr wenigen Einzelaufnahmen die volle Sphäre in der zu fotografierenden Szene abzulichten. Die Schärfentiefe dieser Objektive ist enorm.
Alle geraden Linien, die nicht durch die Bildmitte laufen, werden gekrümmt dargestellt. Die Verzeichnung der Fisheye-Objektive ist extrem tonnenförmig.
Man unterscheidet Fisheye-Objektive nach ihrer Projektionsart und nach ihrem Bildkreisdurchmesser.
Vollformat (Full-Frame Fisheye)
Vollformat-Fisheye-Objektive decken mit ihrem Bildkreis die komplette Sensorfläche ab, so dass die Sensorauflösung voll genutzt werden kann. Der Bildkreisdurchmesser ist also mindestens so groß wie die Sensordiagonale.
Der diagonale Bildwinkel liegt etwa bei 180°.

Das DX-Nikkor mit der Brennweite 10,5 mm ist ein besonders beliebtes Vollformat-Fischaugen-Objektiv unter den VR-Fotografen. Die Schärfe dieses Objektivs ist beachtlich. Es ist sehr handlich und ein idealer Reisebegleiter. Der No-Parallax-Point liegt etwa im Bereich des goldenen Rings.
Vollformat-Fisheye-Objektive für Kleinbildsensoren haben typischerweise die Brennweite 16 mm. Man kann das Nikon 10,5 mm f/2.8 DX Fisheye auch »shaven«, also die Sonnenblende entfernen, und mittels Adapterring an einer Canon-Vollformatkamera (KB-Sensorgröße) anschließen. Dies ist allerdings ein Feature, das von beiden Kamerariesen nicht gerne gesehen wird. Das Vollformat-Fischauge wird so zu einem Rundbild-Fischaugen-Objektiv.
Die typischen magenta- und grünfarbenen Farbsäume (chromatische Aberration) im Randbereich des Fisheye-Bildes können leicht im RAW-Konverter ausgeglichen werden.
Rundbild (Circular Fisheye)
Das zirkulare Fisheye-Objektiv zeigt ein kreisrundes Bild im Sucher und auf dem Sensor. Das Kreisbild ist umgeben von einer schwarzen Fläche. Die Sensorauflösung kann bei diesen Objektiven nicht voll ausgenutzt werden. Beim zirkularen Fisheye-Objektiv betragen der vertikale sowie der horizontale Bildwinkel 180°, vorausgesetzt, die Sensorgröße ist genügend groß. Die Anzahl an benötigten Einzelbildern für ein sphärisches Panorama ist also noch mal geringer als bei den Full-Frame-Fisheye-Objektiven, allerdings auf Kosten der Gesamtauflösung.

Für den Einsatz in der VR-Panoramafotografie ist das 8-mm- weit gebräuchlicher als das 4,5-mm-Objektiv.
Die zirkularen Fisheye-Objektive kommen besonders bei belebten Szenen zum Einsatz – z.B. auf Events mit großen Menschenmengen.
Das extreme 4,5-mm-Objektiv verlangt für ein sphärisches Panorama nur drei Aufnahmen horizontal sowie eine Aufnahme senkrecht nach oben und eine nach unten. Gegebenenfalls könnte auch auf Nadir- und Zenit-Aufnahme verzichtet werden, falls hier etwas Retusche in der Post-Production erlaubt und die Zeit beim Fotografieren sehr knapp ist. Voraussetzung ist ein sehr kleiner VR-Kopf und ein Einbeinstativ.
Im Stitch-Programm wird das kreisrunde Fisheye-Bild mit der Crop-Funktion ausgeschnitten. Der schwarze Rand fällt dann weg.
Fisheye-Zoom
Eine interessante Variante bei Fisheye-Objektiven stellt das Fisheye-Zoomobjektiv dar. Zum Testen durfte ich 2008 mal das solide Tokina AT-X 107 DX ausprobieren. Es ist ein 10-linsiges Fisheye-Zoom mit dem stufenlosen Brennweitenbereich von 10 bis 17 mm. Es bildet im APS-C-Format das volle Bild auf den Sensor ab (Full-Frame Fisheye) und erfasst in der Diagonalen einen Bildwinkel von 180° bei 10 mm und von 100° bei 17 mm Brennweite. In der hinteren Linsengruppe wurde mit einer SD-Glaslinse (SD steht für »Super-low Dispersion«, also besonders niedrige Farbaufspaltung) die Abbildungsqualität gesteigert. Dadurch konnte auf weitere Linsen verzichtet werden und das Objektiv ist somit leichter und kleiner ausgefallen.

Der Panoramafotograf hat hier den Vorteil, durch das Heraufsetzen der Brennweite eine höhere Panoramabildauflösung ohne Objektivwechsel zu erzielen. Damit ist dieses Zoomobjektiv universell einsetzbar und vor allem eine gute Wahl, wenn das Equipment nur knapp bemessen sein darf. Bei der 17-mm-Einstellung sollte mehrreihig fotografiert werden, da sonst die Bildlücken im Zenit- und Nadir-Bereich des 360° x 180°-Panoramas zu groß würden.
Der Auszug beim Zoomen ist nur minimal, so dass die Kamera mit VR-Kopf auch in -90°-Stellung meist nicht an die untere Schiene des Kopfes stößt.
Der No-Parallax-Point dieses Objektivs bleibt über den Brennweitenbereich konstant und liegt etwa im Bereich der Frontlinse. Damit ist der Brennweitenwechsel vor Ort mühelos und man kann schnell eine Variante des Motivs fotografieren.